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Wir haben von unserer Bundesregierung erfahren, dass die NSA zu den Guten gehört. Die machen das alles, was sie tun, nur um Terroristen zu fangen und die Welt sicherer zu machen. Und wenn es gegen Terroristen geht, dann ist alles erlaubt. Zumindest ist das der Eindruck, den man gewinnen könnte.
Nun ist es kein Geheimnis, dass ich zu den Menschen gehöre, die das ein klein wenig anders sehen als unsere Bundesregierung. Es gibt durchaus einige Menschen, die so denken und ein paar davon sitzen in Frankreich in der Regierung. Aber vielleicht sind die Franzosen auch einfach nur zu empfindlich? Nach einem Bericht der Tageszeitung „Le Monde“, dass die NSA alleine zwischen Dezember 2012 und Januar 2013 70,3 Millionen Verbindungsdaten aufgezeichnet habe, dabei bis zu sieben Millionen an einem einzelnen Tag. Bei bestimmten Telefonnummern würden die Gespräche auch gleich mal mitgeschnitten. Ebenfalls wären SMS mitgelesen und auf bestimmte Schlüsselworte hin gespeichert worden. Diese ganze Überwachung würde unter dem Namen „US-985D“ laufen, die verwendeten Techniken „DRTBOX“ und „WHITEBOX“. Neben Daten zu Terrorverdächtigen wurden laut „Le Monde“ auch Franzosen überwacht, weil sie bestimmte berufliche Kontakte haben oder Mitarbeiter von Behörden und Regierung sind.
Kurz: Die NSA belauscht die Franzosen so wie sie auch viele andere belauscht – zumindest wenn man den Dokumenten von Edward Snowden glauben möchte. Und das scheint die französische Regierung zu tun: Noch heute Vormittag wurde der US-Botschafter in Paris ins französische Aussenministerium einbestellt und der französische Innenminister bezeichnete die Enthüllungen als „schockierend“ und ist der Meinung, dass diese nach „präzisen Erklärungen der US-Behörden in den kommenden Stunden“ verlangen würden. Man kann sich auch anstellen… Sollen die Franzosen doch mal bei ihren deutschen Kollegen anrufen, die werden ihnen dann erklären, dass die USA unsere Freunde sind und die NSA alles was sie tut schließlich nur tut, weil sie die Welt sicherer machen möchte. So viel Wind, um das bisschen Schnüffelei. Sollte Frankreich etwas zu verbergen haben?
Währenddessen wird in einem Land, das dem NSA-Whistleblower Edward Snowden Asyl gewährt, die Internetüberwachung ganz massiv ausgebaut. Entschuldigung, nicht die Internetüberwachung, sondern die Überwachung des „Runet“, also des russischen Teils des Internets. Der Inlandsgeheimdienst FSB soll dort über eigens einzurichtende Schnittstellen Zugriff auf alles bekommen. Der FSB gibt sich gar nicht erst mit Verbindungsdaten ab, die wollen den kompletten Datenverkehr im russischen Teil des Internets abschöpfen und zwölf Stunden speichern dürfen. Starten soll diese Totalüberwachung zum 1. Juli 2014. Vimpelcom, einer der größten russischen Internetanbieter, hält das Gesetz für verfassungswidrig. Nun, vielleicht ist es das sogar – dann muss man eben die Verfassung anpassen. Immerhin hat der FSB die schwere Aufgaben Spionage, organisierte Kriminalität, Korruption und extremistische Bewegungen zu bekämpfen – das geht nicht so eben nebenbei. Dazu müssen schon entsprechende Befugnisse her, selbst wenn irgendwelche Unternehmen protestieren! Es wird ja spannend wie Dienstanbieter aus anderen Ländern auf das Gesetz reagieren, die dann ebenfalls Schnittstellen für den FSB schaffen müssen. Aber vielleicht können sie ja einfach die vorhandenen NSA-Schnittstellen anpassen?
Man sollte diese ganze Überwachung sowieso viel effizienter machen. Alles redet von der Cloud – also ab in die Cloud mit der Überwachung. Erinnert sich noch jemand an Seti@home? Man konnte sich einen Client auf dem eigenen Rechner installieren und bekam dann immer Datenpakete mit aus dem All aufgefangenen Funkwellen geliefert. Der Rechner hat diese dann auf der Suche nach Signalen durchgerechnet. Da gab es auch Punkte für und es wurden Wettbewerbe ausgetragen, wer die meisten Pakete analysiert usw. Wie wäre denn eine weltweite Überwachungscloud aller Geheimdienste? Dazu dann einen Client für jeden, der Kommunikations- und Bewegungsprofile von Menschen für diese Cloud auswertet. Jedes ausgewertete Profil gibt dann ein paar Punkte, Bonuspunkte gibt es für jedes identifizierte abnormale Verhalten und Geldpreise für jeden geschnappten Terrorverdächtigen. Und das alles wäre dann voll transparent. Man könnte sich dann vielleicht auch um die Auswertung bestimmter Personen bewerben – würde ja Sinn ergeben die eigenen Nachbarn zu analysieren, schließlich könnte man hier auch noch so sachdienliche Hinweise beitragen wie „mäht Sonntag mittags Rasen“, „hat sehr lauten Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern an Wochenenden“, „manchmal kommt ein seltsam-süsslicher Geruch aus seiner Wohnung“ und solche Sachen.
Die Kontrolle übernimmt dann ein Joint Venture aller Geheimdienste namens WSA (World Security Agency) und die Überwachungslösung heisst „OpenWSA“. Und weil das alles offen ist und niemand einen Terroristen beschäftigen will, erlaubt man – gegen ein kleines Entgelt – jedem den Zugriff auf die analysierten Daten. Damit finanziert sich das praktisch von selbst und wo ist das Problem, wenn neben der Kreditwürdigkeit auch die Bedenkenlosigkeit von Menschen abgefragt wird? Und selbst wenn man Bedenken haben sollte: Es geht gegen die Terroristen, es geht um die Sicherheit!